Sie lauert. Sie ist ein gigantisches Monstrum, gräbt ihre Krallen tief in die Erde und reisst ihren Schlund weit auf. Doch sie bewegt sich langsam und umschmeichelt ihr Opfer. «Ich füttere dich, bis du so fett bist, dass ich dich fressen kann…»
So dramatisch ist es dann doch nicht. Aber trotzdem kommt es so, dass LKAB, die grösste Erzmine der Welt, in den nächsten Jahren die Stadt Kiruna verschlingen wird. Die Stadt, die nur wegen der Mine gebaut wurde. Doch nun zieht Kiruna um. Nicht nur die grosse, aus Holz gebaute Kirche und einen Teil der erhaltenswerten Häuser werden auseinandergenommen und neu zusammengesetzt (hoffentlich in der richtigen Reihenfolge). Auch der Weg in die Stadt führt jedes Mal über einen anderen Kreisel und die Lebensmittel im Coop wechseln regelmässig das Gestell.
Es geschieht, dass wir etwas mehr als eine Woche in Kiruna, der Stadt mit dem Bauarbeitercharme, bleiben und von dort aus Ausflüge in die Umgebung machen. Wir begegnen Rentieren, die uns ihre weichen Nasen entgegenstrecken und an die nomadischen Rentierzüchter, die Sami, erinnern. Wir stapfen durch Schnee auf windige Berggipfel in Abisko, um die Aussicht über den Nationalpark zu geniessen. Wir inspizieren die europäische Verbindungen ins All in der European Space and Sounding Rocket Range (Esrange).
Mitte Woche wechselt Kiruna das Gewand: nach einem kurzen aber heftigen Schneesturm verschwindet der viele Staub der Mine unter einer weissen Schneedecke. Auf den vereisten Strasse zeigt unser Auto hervorragende Eigenschaften als Schlitten (es fehlen nur noch die vorgespannten Rentiere).