Bei 35 Grad Celsius im Schatten rennt David flink wie eine Gazelle auf den Hügel, angelt den Feldstecher aus seinem Gürtel und sucht das trockene Flussbett ab. Dann hüpft der 24-Jährige, der eigentlich gerade seine Schicht als Parkwächter angefangen hat, aktuell allerdings lieber als unser Guide fungiert, wieder zurück in unser Auto. Wir sind derzeit die einzigen Touristen weit und breit. «No worries», grinst er, zieht die Kappe von seinem Kopf und entblösst einige schwarze Krauselocken. Er winkt uns weiter, unser Auto schnurrt durch den Sand und da plötzlich (nach vier Stunden abenteuerlicher Fahrt) – fünf Dickhäuter bewegen sich sanft wie die Nacht vor uns durch das ausgetrocknete Flussbett und versetzen uns in ehrfürchtiges Staunen. Gemütlich zupfen die Elefanten an den Bäumen und verwandeln die Akazienlandschaft in ein Ort der Sehnsucht.
Wir lernen Marcel und Tanja kennen, ein abenteuerlustiges Weltenbummlerpaar (ziellos-reisen.ch). Mit ihnen wagen wir uns auf eine sehr abgelegene Strecke, von der Westküste (an der wir eine Kolonie von fürchterlich stinkenden, laut görbsenden Robben besuchen) über den Messum-Krater (ein alter Vulkan) und den Ugab-River (wo wir übernachten) bis zum Brandberg (ein verkohlter Berg – seltsam wie ein verkohlter Berg so unscheinbar sein kann). Eine Reise voller spektakulärer Landschaften, unendlicher Einsamkeit und guter Gesellschaft.
Je höher wir in den Norden fahren, desto mehr Komperative begleiten uns: es wird grüner, ärmer, einsamer (noch einsamer, jawohl). In Opuwo, wo die Himbas nur in ihren traditionellen Lendenschürzen bekleidet im Spar einkaufen, holen wir unseren ersten Platten (genauer gesagt einen Riss in der Felge). Wir können uns kaum wehren vor lauter hilfsbereiten Menschen um uns und kaum eine halbe Stunde später ist das Rad gewechselt (ohne dass wir nur einen Finger gerührt hätten) und der Riss in der Felge geflickt (geflickt, jawohl, mit Kleber kann man hier alles reparieren). Oben im Norden bestaunen wir während dem Sonnenuntergang die Epupa-Falls, nachdem Hollywoodstar Will Smith endlich Platz für uns geschaffen hat. Wir schlafen unter Palmen, nachdem wir am Kunene-River an der Grenze zu Angola ein Bad im Krokodil-Fluss genommen haben. Jeder Tag ist ein neues Highlight, welches kaum zu beschreiben ist. Nur die 42 Grad Celcius im Schatten sind nicht immer traumhaft. Hochkarätig geht es weiter, als wir zwei Tage bei einem verrückten Franzosen verbringen, der uns die wildesten Geschichten erzählt, auf seiner Gitarre klimpert und mit seinen Angestellten singt und tanzt. Später haben wir das Glück, eine lokale Lehrerin kennenzulernen, welche uns ihre Primarschule vorstellt und uns den Schulalltag in Namibia näherbringt. Die Eindrücke aus den heruntergekommenen, schlecht ausgestatteten Klassenzimmern begleiten uns noch lange. Nach den Abenteuern im ganz und gar nicht touristischen Norden, fahren wir als nächstes in den Ethosha Nationalpark. Mehr zu diesem Touristenpflichtprogramm beim nächsten Mal.