Das Auto schlittert kurz und steht dann still. Die Räder drehen weiter und graben sich in den Schnee, finden keinen Halt. Die Sicht reicht kaum zwei Meter weit, der eiskalte Wind treibt kleine Schneegeschosse durch die Luft. Rückwärtsgang einlegen, sanft aufs Gaspedal. Das Auto kann sich befreien, wir atmen auf. Schneeschaufeln wäre hier nicht das angenehmste gewesen. Den restlichen Weg runter von Kerlingarfjöll schaffen wir, indem wir Schneeverwehungen vorgängig durchwaten und uns an die Daten des GPS-Trackers halten, um die Strasse zu finden. Mehrmals rutscht das Auto noch über so etwas, was eine Strasse sein sollte, den Hang hinunter. Dann haben wir es geschafft, lassen den Winter hinter uns und kommen zurück in den Herbst.
Das verrückte Wetter begleitet uns für mehrere Tage. Urplötzlich peischt der Wind uns entweder Regen oder Schnee um die Ohren, bis sich einige Minuten später die Sicht löst und die Sonne hervorblinzelt. Trotzdem erkunden wir die Umgebung von Selfoss ausgiebig und lassen uns beeindrucken von den kräftigen, leuchtenden Farben des Herbstes.
Und ja, dann können wir es nicht lassen und wagen nochmals einen Versuch, ins Tal Þórsmörk zu fahren. Ihr erinnert euch: die Flüsse waren zu Pferd kein Problem, mit dem Auto jedoch war die Herausforderung zu gross. Der Wasserstand war nun, nach etwas weniger regenreichen Tagen, deutlich tiefer. Trotzdem erreicht das Auto kurzzeitig seine Grenzen, als das Wasser bis fast über die Motorhaube schappte. Das von der Sonne beschienene Tal mit dem schwarzen Flussbett und den schneebedeckten Gipfeln hiess uns willkommen. Als wir dann bei sternenklarem Himmel Nordlichter beobachten durften, waren unsere Mühen mehr als belohnt.
Schon bald sind sind wir aber wieder auf dem Weg nach Seyðisfjörður. Hier geht unsere Fähre Richtung Festland-Europa. Wir schliessen nun unsere Islandreise ab und fahren direkt ins nächste Land – welches das wohl sein wird? 😉